KI beschäftigt die Wirtschaft, wie die Mannheimer Konferenz über neue Technik mit 220 Experten eindrucksvoll zeigt
„New Faces: UUX und künstliche Intelligenz“ so lautete der Titel der Frühjahrs Konferenz der Usability in Germany (UIG)-Tagung 2019, welche im Mannheimer Schlosses stattfand. Über 200 Besucher, darunter Wissenschaftler, Praktiker und Studierende folgten den verschiedenen Vortrags- und Workshop Themen in Mannheim. Vom autonomen Fahren bis hin zu medizinischen Anwendungen, neuen Berufsbildern wie dem Digital Designer und der Mensch-Maschine Interaktion im Allgemeinen gab es zahlreiche Diskussionspanel und Simulationen. Der Fokus der Fachveranstaltung lag auf neuartigen User Interfaces, die verschiedene Formen künstlicher Intelligenz (KI) beinhalten. Insofern war es natürlich naheliegend, sich dem Thema Chatbots in ausführlicher Form zu widmen. Dieses Thema wurde im Röchling-Hörsaal von zahlreichen Experten vorgestellt. Dabei waren unter anderem Dr. Stefan Morana (Karlsruher Institut für Technologie) mit dem Vortrag: „Adaptive Gestaltung der Mensch-Chatbot Interaktion durch soziale Signale des Chatbot“, Elisabeth Stein und Christina Haspel von der Hochschule der Medien in Stuttgart, Steven Cook, Dr. Julia Nitschke und Dominik Unser-Nad (MetaDesign & eye square GmbH, Ole Heydekamp (Deutsche Telekom AG) sowie Dr. Cäcilie Kowald time4you GmbH).

Die Konferenz in der Presse: Mannheimer Morgen
Nachgefragt bei time4you:
Frau Kowald, wie war Ihr Eindruck von der Konferenz, was beschäftigt derzeit die Unternehmen?
Kowald: Ganz klar – KI ist im Alltag angekommen, auch im Unternehmensalltag. Die Kluft zwischen dem, was technisch schon möglich ist, und dem, was tatsächlich umgesetzt wird, ist natürlich immer noch groß – denn die Unternehmen müssen nicht nur fragen: geht das? sondern auch: was bringt uns das? Aber je konkreter die Visionen und Ideen sind, die aus der Wissenschaft kommen, desto mehr finden auch die Unternehmen ihre Anwendungsfälle. Und da war auf der Tagung schon einiges zu sehen. Auch, wie Ideen und Konzepte immer bereitwilliger aufgegriffen und weitergedacht werden, gerade mit Blick auf die konkrete Anwendung.
Ein Beispiel ist das Thema Chatbots, einer der Schwerpunkte der Tagung. Chatbots sind gerade definitiv dabei, sich von dem Ruf zu lösen, nur marketingwirksame Spielerei zu sein. Es gibt inzwischen erste Erfahrungswerte, man hat aus den Fehlern der ersten Chatbots gelernt, aber auch aus dem, was funktioniert. Darauf kann man jetzt aufbauen und weiterdenken.
Auch der Bitkom hat sich mit der neuen Website zum Periodensystem der KI sehr ausführlich mit der Materie beschäftigt und ein umfangreiches Register zu den wichtigsten Begriffen aufgestellt, damit sich Firmen und Interessenten im Thema besser zurechtfinden. Wie finden Sie das System?
Das Periodensystem der KI ist ein schönes Tool und eine tolle Visualisierung, um aufzuzeigen, wie vielfältig KI ist und wie viele, auch sehr unterschiedliche Methoden in sie einfließen. In der öffentlichen Diskussion entsteht ja oft der Eindruck, KI sei weitgehend deckungsgleich mit Maschinenlernen – aber das ist sie nicht, Maschinenlernen ist nur eine KI-Methode von vielen, und es gibt etliche ernsthafte KI-Anwendungen, die ohne Maschinenlernen auskommen.
Was mir noch fehlt, ist eine menschliche Perspektive, die die technische ergänzt. Nehmen wir als Beispiel das Thema Kommunikation. Im Periodensystem der KI ist „Kommunikation“ ein kleines Element von vielen, gleichgestellt mit Methoden wie Bilderkennung, Datenanalyse, Texterkennung. Beschrieben wird hier ein sehr einfaches Verständnis von Kommunikation, eigentlich eher eine Folge aus Befehl und Gehorsam, nach dem Motto „der Mensch sagt – die Maschine versteht und macht“. Aber fragen Sie mal einen Psychologen oder einen Kommunikationswissenschaftler, wie eine gelungene Kommunikation aussieht und was dafür alles nötig ist! Die rein technische Perspektive hat da echte blinde Flecken – die, fürchte ich, mittelfristig die Weiterentwicklung und die Akzeptanz von KI ernsthaft hemmen können. Die Benutzerfreundlichkeit in den Blick zu nehmen, wie der Usability in Germany (UiG) e.V. es tut, ist auf jeden Fall ein guter erster Schritt – und ich bin mir sicher, wir können und sollten da noch viel weiter denken.
Mehr Infos unter: Bitkom, Demos zu Bots: jix.ai
Praxistermine/Workshop: Conversational Learning 2 – Mein erster Lernbot