Zur Zukunft des Lernens
Wie würden Sie am liebsten lernen – wenn Sie es sich frei aussuchen könnten?
Das ist eine schöne Frage, für die ich zwei Antworten parat habe. Manchmal habe ich einfach meinen Spaß daran, meiner Neugierde freien Lauf zu lassen und neue Dinge zu entdecken. Das ist dann kein ergebnis- sondern ein lustgetriebenes Lernen, das sehr viel Spaß macht. Aber ich bin ja ein erwachsener Mensch und darum beherrsche ich auch die andere Variante des Lernens;-) Bedarfs- und ergebnisorientiert, ebenfalls mit einer großen Portion Neugierde versehen. Ich möchte mit dem Gelernten experimentieren, vielleicht gleich ausprobieren und mich dabei mit anderen austauschen.
Wie vermuten Sie, dass Ihre Kinder/Enkel lernen werden?
Meine Kinder werden in den Bildungseinrichtungen wohl prinzipiell nicht sehr viel anders lernen als es meine Eltern vor mir schon getan haben. Aber ich glaube auch, dass es viele Privatinitiativen im Netz geben wird – eben weil das Bildungssystem ein so ausgeprägtes Beharrungsvermögen zeigt. Open Source und Web 2.0 machen dies schon heute möglich!
Welche Probleme erwarten Sie in Zukunft?
Ich sehe ein Problem mit der Anerkennung von Kompetenzen, die man sich informell erworben hat. Dabei sehe ich die Probleme weniger im Unternehmensumfeld, dort hatte und hat man beispielsweise keine großen Probleme mit IT-Spezialisten, die nicht den klassischen Bildungsweg hinter sich haben. Die Herausforderung liegt eher auf kultureller und sozialer Ebene. Es geht darum, welcher Form von ‚Bildung‘ wir welche Form von Wertschätzung entgegen bringen wollen und wie sehr wir Vorteile, die unser Bildungssystem bestimmten sozialen Schichten bietet, abbauen wollen.
Welche Probleme werden wir in Zukunft lösen?
Rein technische Probleme werden wir in den Griff bekommen – wenn der Wille da ist. Ich denke, unser Bildungsproblem wird außerhalb unseres Bildungssystems gelöst werden, wahrscheinlich als eine Art Ergänzung. Es werden bestimmte Vorstellungen und Formen von Hierarchien abgelöst. Meinungsvielfalt, Kooperation und Kollaboration. Nicht nur in Organisationen, das betrifft auch Politik, Kultur, Wissenschaft. Die Medien erleben es gerade.
Welche Chancen für die Zukunft verbinden Sie mit den aktuell sich abzeichnenden (technischen) Entwicklungen?Auf was müssen sich Unternehmen einstellen?
Neue Formen des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit: Meinungsvielfalt, Kooperation und Kollaboration. Man kann die Chancen vielleicht mit den gesellschaftlichen Entwicklungen vom Feudalismus zur Demokratie vergleichen. Okay, das ist jetzt übertrieben, beschreibt aber in einem schönen Bild die Veränderungen. Für mich als E-Learning-Berater bedeutet dies, für Unternehmen einen Weg zu finden, der den Übergang zu den neuen Formen des gemeinsamen Arbeitens und Lernens ermöglicht.
An welche Situation erinnern Sie sich, bei der Sie am meisten gelernt haben und woran lag das Ihrer Ansicht nach?
Als ich mich während meines Studiums entschieden hatte, später einmal irgend etwas ‚in E-Learning zu machen‘. Da es an der Hochschule keine Veranstaltungen zum Thema E-Learning gab, war es für mich der Zeitpunkt, mein Studium selbst in die Hand zu nehmen. Das hieß neue Kontakte knüpfen, Praktika außerhalb des Studiums anstreben und Veranstaltungsangebote aus den unterschiedlichen Bereichen für das große Berufsziel hin wahrzunehmen.
Was hat Sie beim Lernen in klassischen Bildungsinstitutionen wie z.B. Schule am meisten gehindert?
Still zu sitzen.
Was haben Sie in klassischen Bildungsinstitutionen wie z.B. Schule am nachhaltigsten gelernt?
Still zu sitzen.