Zur Zukunft des Lernens
Wie würden Sie am liebsten lernen – wenn Sie es sich frei aussuchen könnten?
Auf einer soliden, in Elternhaus und Schule bzw. einer schulähnlichen Institution vermittelten Basis elementaren Grundwissens, elementarer Einstellungen und Verhaltensmuster möchte ich mir frei navigierend in offenen Lernumgebungen das Wissen aneignen, das ich in einer bestimmten Situation benötige bzw. das mich gerade interessiert.
Wie vermuten Sie, dass Ihre Kinder/Enkel lernen werden?
Teilweise werden meine Enkel vielleicht schon so lernen, wie ich das hier angedeutet habe. Allerdings wird das offene, selbstbestimmte Lernen in unserem überregulierten Bildungssystem immer noch nicht ausreichend gefördert, teilweise wird es sogar immer noch verhindert.
Welche Probleme erwarten Sie in Zukunft?
Wir werden lernen (müssen), mit dem explodierenden Wissen angemessen umzugehen. Ferner werden wir Kategoriensysteme und Muster entwickeln müssen, wie wir das benötigte Wissen identifizieren, finden, ordnen, in konkreten Situationen anwenden und dann ablegen, ohne es zu verlieren, es vielmehr bei Bedarf wieder finden und aktualisieren können.
Welche Chancen für die Zukunft verbinden Sie mit den aktuell sich abzeichnenden (technischen) Entwicklungen?
Die sich aktuell abzeichnenden, technischen Entwicklungen werden den Trend zum offenen, selbstbestimmten und informellen Lernen verstärken. Sie werden die Bedeutung und Stellung der bestehenden formellen Bildungseinrichtungen vermindern, was allerdings nicht heißt, dass die Schule, wie es Ivan Illich in einer kühnen Vision in den 70er Jahren forderte ‚abgeschafft‘ würde. Die sich weiterentwickelnden Medien und Technologien werden aber, wie ich es bereits in der Mitte der 80er Jahre vorausgesagt habe, das traditionelle Bildungssystem nachhaltig verändern und zu einer Pluralisierung der Bildungsmärkte führen – ansatzweise ist dies bereits im betrieblichen Bildungswesen und vor allem auch an den Hochschulen zu erkennen.
Auf was müssen sich Unternehmen einstellen? Mit welchen Anforderungen werden sie im Umfeld von Wissen konfrontiert werden?
Der sog. E-Learning Markt wird sich in Richtung komplexer Wissensmärkte weiterentwickeln, in denen traditioneller Präsenzunterricht, E-Learning, Wissensmanagement und informelles Lernen eng miteinander verbunden sein werden, wobei dem informellen Lernen eine wachsende Rolle in Zukunft zukommt. Hierfür werden vermehrt Tools und Software und Werkzeuge wie Learning Management- und Wissensmanagement- Systeme, Autorentools und Content-Datenbanken miteinander verbunden und damit sowohl für das Lernen in den Unternehmen, an den Hochschulen und in der Freizeit zu einer zentralen Lernressource, die zunehmend aus globalen Quellen bzw. Angeboten schöpfen wird.