Zur Zukunft des Lernens
Wie würden Sie am liebsten lernen – wenn Sie es sich frei aussuchen könnten?
Am Liebsten lerne ich mit Simulationen und interaktiven Spielen und Animationen, sowohl in Gruppen als auch alleine. Letztlich hängt es immer stark von dem Lerngegenstand und dem Zeitdruck ab, welche Lernform für mich gerade am besten passt und am effektivsten ist. Dies kann auch E-Learning im Selbststudium sein, wenn die Situation einen raschen und reinen Wissenserwerb erfordert, doch sollten die eigenen langfristigen Lernprozesse immer auch den Austausch und die Diskussion mit Anderen beinhalten.
Wie vermuten Sie, dass Ihre Kinder/Enkel lernen werden?
Es wird vielleicht einige technologische Neuerungen geben wie elektronische Begleiter oder Avatare, die als Videoprojektionen auf Kleidung oder Wänden erscheinen können, aber die Lernformen werden sich nicht wie auch in der Vergangenheit großartig verändern: Das eigene Entdecken und Erforschen wird weiterhin die interessanteste und wirkungsvollste Lernform bleiben.
Welche Probleme erwarten Sie in Zukunft?
Die größte Herausforderung dürfte der Aufbau und die Stärkung von Kritikfähigkeit und dem Hinterfragen von angeblichen Wahrheiten, Tatsachenbehauptungen und Informationen sein. Die Lerninhalte werden immer leichter und zahlreicher verfügbar, doch das Problem ist die Auswahl und das Aufdecken von verdeckten Interessen und Strategien. Vor lauter Details und Annehmlichkeiten geraten die großen Linien, Überzeugungen und Rechte leicht in den Hintergrund.
Welche Probleme werden wir in Zukunft lösen?
Die formale Bildung in Schulen, Berufs- und Hochschulen wird sich hoffentlich in den nächsten Jahren grundlegend unter dem Druck von Außen grundlegend reformieren, starre Zeiteinheiten und Bevorzugung von Fachwissen sind meistens nicht lernförderlich. Und auch die frühkindliche Bildung wird sich hoffentlich professionalisieren, gerade im Kleinkind-, Kindergarten- und Vorschulbereich müssen die Tageseinrichtungen mehr gefördert werden.
Welche Chancen für die Zukunft verbinden Sie mit den aktuell sich abzeichnenden (technischen) Entwicklungen?
Die technischen Entwicklungen werden immer mehr Wissen immer schneller und leichter zur Verfügung stellen und zudem den Zugang zu Bildungsangeboten erleichtern, wenn die öffentliche Grundausbildung für alle gesichert wird. Simulationen ermöglichen ein Modellieren und Verständnis ganz komplexer und auch ansonsten gefährlicher Versuchsanordnungen bis hin zu Unternehmen und ganzen Gesellschaften. Allerdings sind die zugrunde liegenden Theorien und Inhalte die großen Herausforderungen, damit nicht der technische Schein falsche Konstrukte und Manipulationen verdeckt.
Auf was müssen sich Unternehmen einstellen? Mit welchen Anforderungen werden sie im Umfeld von Wissen konfrontiert werden?
Unternehmen stehen insbesondere vor zwei großen Herausforderungen: Zum einen bringen die zukünftigen Mitarbeiter immer weniger Fachwissen mit. Dies ist sogar günstig, wenn sie dafür mehr allgemeine Kompetenzen und größere Lernfähigkeit aufgebaut haben, da Fachwissen immer schneller veraltet. Dies führt zu der zweiten Herausforderung von Unternehmen: Sie müssen den Erwerb des nötigen Fachwissens und den Aufbau von erforderlichen Kompetenzen fördern und dazu auch messbar machen, um gezielt Weiterbildungsbedarf zu identifizieren. Speziell informelle Bildungsangebote eignen sich dazu, stellen aber besondere Anforderungen an die Messbarkeit, die Unternehmen in Zukunft mit eigens angepassten Kompetenzmodellen angehen können und müssen.