Zur Zukunft des Lernens
Wie würden Sie am liebsten lernen – wenn Sie es sich frei aussuchen könnten?
Das ist ganz einfach: Ich bin wahnsinnig faul, deshalb würde ich am liebsten im Schlaf lernen. Vielleicht gibt es irgendwann Systeme, die man sich unter das Kopfkissen legt, man schliesst sich an ein Gerät an und kann z.B. am nächsten morgen chinesisch. Das wäre perfekt.
Wie vermuten Sie, dass Ihre Kinder/Enkel lernen werden?
Mmmmh, schwierige Frage. Auf der einen Seite werden die neuen Möglichkeiten sicherlich zu einem breiteren Wissen führen. Aber die Frage ist natürlich, wo und wie kann man es vertiefen? Wahrscheinlich wird das Lernen etwas lustbetonter werden. Also: Worauf habe ich Lust, was will ich lernen? Das fände ich aber persönlich ganz schrecklich, denn dann kennt sich niemand mehr mit chemischen Formeln und Mathe aus. Ich bin sicher, es wird sich in den nächsten Jahren eine Menge tun. Am liebsten wäre mir ein Mix aus beidem: sehr, sehr straffe Regeln, die man kontrollieren kann und Spaß und Leidenschaft an bestimmten Themen, die man dann vertieft. Aber Technik wird definitiv eine Rolle spielen.
Welche Probleme erwarten Sie in Zukunft?
Das habe ich in Ansätzen bereits gesagt. Es ist diese Verflachung von Wissen. Wir bemerken es ja selbst jeden Tag: Wir googlen, »wikipediaen« permanent, werden zugeschüttet mit Informationen aller Art und was am Ende des Tages dann hängen bleibt, das ist doch oft sehr ernüchternd. Insofern ist die entscheidende Herausforderung, Wissen, Menge und qualifizierte Details sinnvoll zu verbinden.
Welche Probleme werden wir in Zukunft lösen?
Auf jeden Fall bekommmen wird den Spam in den Griff, davon bin ich fest überzeugt. Alles andere, von dem ich eben gesprochen habe, bekommen wir in absehbarer Zeit nicht hin.
Welche Chancen für die Zukunft verbinden Sie mit den aktuell sich abzeichnenden (technischen) Entwicklungen?
Ich freue mich ganz wahnsinnig auf Innovationen im medizinischen Bereich und bin überzeugt, dass sich die Lebensqualität dann erheblich verändern wird. Zum Beispiel sehe ich da bestimmte Implantate, ich sehe Leute, die ein Organleiden haben und bisher auf Organspenden angewiesen waren. Das wird alles sehr rasch geschehen.
Bezogen auf Lernen: Wissen ist eben überall und in jeder Form zugänglich und nutzbar. Spannend wird es dann, wenn ich ein Thema habe und ganz genau herausfinden kann, wer der Experte zu diesem Thema ist. Und dieser hilft mir dann auch weiter und stellt mir die benötigten Netzwerke her.
Auf was müssen sich Unternehmen einstellen? Mit welchen Anforderungen werden sie im Umfeld von Wissen konfrontiert werden?
Das ist eine schwierige Frage. Die meisten Unternehmen haben bislang nur sehr wenig Erfahrung sammeln können, da es noch ein sehr, sehr junger Bereich ist. Die ersten »schönen« Geschichten haben wir bereits mit den Intranets erlebt, die teilweise überhaupt nicht akzeptiert wurden und nicht funktionierten. Da sind wir inzwischen schon ein bisschen weiter. Netzwerke wie Xing und Co. zeigen ja auch: Es klappt eine ganze Menge, wenn man es schafft, ein Leib- und Magenthema aufzugreifen. Die Leute nehmen es auf und bilden darum herum Communities.
Ein bisschen Voyeurismus spielt natürlich auch immer eine Rolle, was macht der Andere? Kann ich das auch? Aber auch der Wunsch, sich weiter zu entwickeln und jederzeit kontrollieren zu können, wie gut ich bin, wie weit ich mein Level verändert habe. Das ist erst einmal eine wichtige Basis, um überhaupt zu motivieren. Wenn man diese hat, dann werden sich bestimmte Cluster herausbilden. Ich denke, alles über ein Kamm zu scheren, kann nicht funktionieren. Etwas exakt vorzugeben, ist auch immer sehr, sehr schwierig. Aber wenn man es schafft, Leute zu finden, die ein Thema mit Leidenschaft vertreten, dann sollte man diese Leute auch auf die Projekte setzen und sie leiten lassen. Dann geht es von alleine, die holen sich ihre Runde dann schon zusammen …